Gründungsjahre
Im Jahre 1923 – die Geldentwertung stand in ihrer höchsten Blüte, die Inflation mit all ihren Nachkriegsauswirkungen ließen den grausamen Weltkrieg nicht vergessen, am 26. Februar wurde der erste Angelsportverein in Lüneburg gegründet.
Sechs bei der Stadtverwaltung Lüneburg beschäftigte Freunde des Angelsports hatten durch eine Anzeige in den „Lüneburg’schen Anzeigen“ die Angler unserer Stadt zur Gründungsversammlung eines Angelvereins am Montag, dem 26.2.1923, 20.30 Uhr, in der Ratsschenke (Gastwirt Meicher), Am Markt (heute Stadtsparkasse), eingeladen. Von 12 hier erschienenen Angelfreunden wurde nach Absprachen über den Zweck, die Aufgaben und die Ziele eines Angelvereins die Gründung einstimmig beschlossen.
Unter dem Namen „Lüneburger Angelsportverein von 1923“ wurde der Verein ins Leben gerufen. Der vorläufige Vorstand wurde mit Willi Rieckhoff (1. Vorsitzender), Gisbert Höffgen (2. Vorsitzender), Johannes Lüchow (Schriftführer) und Ernst Rademacher (Kassierer) gewählt. Eine vorgenommene freiwillige Sammlung erbrachte den Betrag von 4.700,– Mark, der als Grundstock auf das Sparkonto bei der Städt. Sparkasse Lüneburg gelegt wurde. Für die erste Versammlung wurde der 5. März 1923, 20.00 Uhr, in der Ratsschänke festgelegt.
Gründungsversammlung des „Lüneburger Angelsportvereins von 1923“
Wie bereits in der ersten Monatsversammlung am 5.3.1923 ein Anstieg der Mitgliederzahl zu verzeichnen war, so konnte auch in den nächsten Monatsversammlungen ein stetiger Zuwachs an Mitgliedern gemeldet werden. Die Sorgen, Angelmöglichkeiten für die Mitglieder zu schaffen, Gewässerpachtungen abzuschließen und nicht zuletzt die Verbesserung und Förderung der anglerischen und fischereilichen Maßnahmen einzuleiten, standen an und mussten angefasst werden. Das Beitragsaufkommen bei einem Monatsbeitrag von 100,– Mark und die ständige Geldentwertung in dieser Zeit brachten besondere Schwierigkeiten und setzten Grenzen bei den geplanten Arbeiten und angestrebten Zielen. Wenn es dennoch durch die besonderen Leistungen des Vorstandes im ersten Jahr möglich war, vergünstigte und gute Angelmöglichkeiten an der Elbe – Strecke FG Hohnstorf – und an der unteren Ilmenau – Strecke Bardowicks, Bardowick – für alle Mitglieder zu bekommen, so war das nur auf ein Entgegenkommen unserer Fischerfreunde zurückzuführen.
Unsere erste Vereinssatzung, die vom Vorstand und einer Kommission ausgearbeitet wurde, konnte bereits auf einer außerordentlichen Versammlung am 23. März 1923 beschlossen, gedruckt und 10 Tage später allen Mitgliedern übergeben werden.
Zur Förderung der Kameradschaft und Geselligkeit wurde auf Beschluss der Monatsversammlung vom 1.5.1923 am 13.5.1923 im neuen Vereinsheim „Heßling“, Grapengießerstr., der erste Kameradschaftsabend des Vereins abgehalten. Von diesem Abend wird nur Gutes berichtet.
Hervorzuheben ist die von den Vereinskameraden als Berufsmusiker hier erstmalig mitwirkende Vereinskapelle, die viel zum Gelingen dieses Abends beigetragen hat. Abschließen möchte ich das Gründungsjahr des Vereins mit einem Auszug aus dem Protokoll der Generalversammlung vom 16.2.1924, die im Restaurant Heßling stattfand.
„Hierzu ein Hinweis: Das Inflationsjahr 1923 lag hinter uns. Mit Einführung der Goldmark stabilisierte sich das Wirtschafts- und Vereinleben.“
Jahres- und Kassenberichte 1923 werden kurz angesprochen. Das Jahr 1924 soll unter hoffnungsvollen Aussichten weitere Verbesserungen für den Verein bringen. Der Vorstand bleibt wie er besteht weiter im Amt. 7 Mitglieder werden neu aufgenommen. Bedeutungsvoll für die 31 Versammlungsbesucher, der Besuch und der Vortrag des 1. Präsidenten des Deutschen Anglerbundes, Herr Laue, Hannover, der zugleich als geschäftsführender Vorsitzender des Provinzialfischereivereins Hannover für den Beitritt des Vereins in beide Verbände wirbt. Der Vortrag Laue’s findet guten Widerhall bei den Anwesenden. Nach Klärung einiger Unklarheiten und nach der Regelung der Mitgliederbeiträge (8,– GM jährlich) wird der Beitritt des Vereins in beide Spitzenverbände einstimmig beschlossen. Durch diese Mitgliedschaft erhalten alle Mitglieder des Vereins die Deutsche Anglerzeitung als Verbandsorgan zugestellt. Besondere Kosten hierfür entstehen nicht. Vereinsberichte und besondere Hinweise der Vereine werden kostenlos veröffentlicht. Mit dieser Mitgliedschaft findet der Lüneburger Angelsportverein Anschluß an die große Anglerfamilie, der sich für die Folgezeit fördernd und erfolgreich für den Angelsport und für den Verein auswirkt. Die Zugehörigkeit soll sich bei allen Mitgliedern durch das Tragen der Bundes-Anstecknadel erkenntlich machen. Den Vereinsmitgliedern wurde das Tragen der Bundesnadeln bei allen Vereinsveranstaltungen und beim Angeln zur Pflicht gemacht.
Das Jahr 1924 brachte neben einigen Veränderungen im Vorstand: 1. Vorsitzender wurde für E. Rademacher Julius Reuter, 2. Kassierer J. Lange, 2. Vorsitzender für G. Höffgen Willi Anhalt und 2. Schriftführer F. Dreyer. neue Angelmöglichkeiten für die Mitglieder. Neben der Elbstrecke Hohnstorf und der Ilmenaustrecke Bardowick wurden die Ilmenaustrecke Stadtgebiet und die Ilmenaustrecke A. Schröder (heute Eigentumsfischerei des Vereins) zu tragbaren Erlaubnisscheingebühren ausgehandelt. Hierzu kamen die Abschlüsse der Pachtverträge A. Grete, Elbstrecke Bleckede und Peter Dittmer, Fischhausen, Nordenwasser bei Echem. Mit diesen Pachtungen besaß der Verein für 12 Jahre eigene Fischereirechte. Zum weiteren Ausbau der bestehenden guten und kameradschaftlichen Verhältnisse wurde der Verein Mitglied im Hauptfischereiverein Lüneburg, in dem die Elb- und Binnenfischer zusammengeschlossen waren. Der Verein hatte von nun an auch einen Anglerkönig, der erste des Vereins wurde Willi Anhalt.
Mit der Generalversammlung am 5. Februar 1925 im Vereinslokal Heßling wurde nach Abschluß eines erfolgreichen Jahres 1924 ein neues Geschäftsjahr eingeleitet. Der Vorstand wurde mit Willi Rieckhoff (1. Vorsitzender), Julius Reuter (1. Kassierer), F. Dreyer (1. Schriftführer), W. Anhalt (2. Vorsitzender), O. Gülicher (2. Kassierer) und J. Lüchow (2. Schriftführer) gewählt. Durch den Tod des 1. Kassierers, J. Reuter, übernimmt der 2. Kassierer Otto Gülicher im April dieses Amt. 2. Kassierer wird H. Wichmann. Für den ausgeschiedenen langjährigen und verdienstvollen 1. Vorsitzenden W. Rieckhoff wird in der Versammlung am 6.8. Walter Mink gewählt. Dieser Vorstand bleibt mit einer Veränderung des 1. Kassierers – ab 1930 A. Wreide und ab Juli 1931 Karl Neunert – bis 1932 im Amt und leistet in diesen Jahren unter der bewährten Leitung von Walter Mink gute Vereinsarbeit. Die Kassenverhältnisse sind ausgeglichen.
1930-1945
Der Mitgliederbestand hat seinen Höhepunkt mit 75 Mitgliedern 1930 erreicht. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit belastet mehr und mehr die Beitragszahlungsfähigkeit unserer Mitglieder.
Mit der Pachtung des Barumer Sees, der Ilmenaustrecke Grünhagen – Rote Schleuse und der Ilmenaustrecke Wichmannsburg – Grünhagen konnte der Verein gute Fischereigewässer und eine erhebliche Verbesserung der Angelmöglichkeiten für die Mitglieder gewinnen. Die Pachtung eines Wiesengeländes an der Ilmenau und am Bachzufluß oberhalb der Roten Schleuse schafften die Voraussetzung für die Anlegung von Brut- bzw. Fischaufzuchtteichen und den Bau des Anglerheims. (Die Mitglieder, die sich hier besonders verdient gemacht haben, waren Otto Reuter, W. Ossenkop, E. Meyer und Fr. Joers.)
Mit diesen angeführten Leistungen und einem fast lückenlosen Vereins- und Kassenstand konnte W. Mink den Posten des 1. Vorsitzenden 1932 an K. Brüggemann übergeben. Ihm fiel es zu, nach der Übernahme der Deutschen Anglerverbände durch den Reichsbund Deutscher Sportfischer, den Zusammenschluß der in Lüneburg bestehenden 3 Angelvereine in den Lüneburger Angelsportverein – eine Anordnung des RDSF – zu vollziehen. Die erste Generalversammlung nach dem vollzogenen Zusammenschluß fand am 5.2.1935 bei Scheffler statt. Die Mitgliederzahl betrug 190. Das Barvermögen des Vereins 2.996,– RM. Die Sachwerte bestanden in 2 Vereinsheimen (Rote Schleuse und Lietzberg), 2 Angelkähnen und verschiedenen Gerätschaften. Das jetzt zu erwartende höhere Beitragsaufkommen (Monatsbeitrag 1,50 RM, Erwerbslose 1,– RM) förderte die Wirtschaftlichkeit des Vereins beachtlich. Die Angelmöglichkeiten konnten für das einzelne Mitglied durch die Zusammenlegung der Fischereipachtungen verbessert werden. Leider musste der Vorsitzende Brüggemann im April 1935 aus gesundheitlichen Gründen sein gut geführtes Amt abgeben. Sein Nachfolger Wilhelm Schulz übernahm die Leitung des Vereins, die dann im Januar 1936 an den verdienstvollen und bewährten Hinrich Ehlers überging. Seine Fähigkeiten, einen Verein zu leiten, sind bekannt und gestalten sich auch fruchtbringend während seiner langjährigen Amtszeit.
Die Zielsetzung des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer, seine Maßnahmen und Anordnungen wirken sich immer wieder im Verein aus. Nicht alles findet im Verein volle Zustimmung bei den Mitgliedern. Verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen Verband und Vereinsleitung in Verbindung mit der für alle Mitglieder zugänglichen Verbandszeitschrift „Der deutsche Sportangler“ führt hier zu erkennbaren Erfolgen. So begannen die vom RDSF angestrebten Ziele, den Angelsport zu heben, aus Anglern waidgerechte Sportfischer zu machen, Aufgaben, die schon unter dem Vorsitz von K. Brüggemann angefasst wurden, unter der Vereinsleitung von H. Ehlers Früchte zu tragen. An Übungsabenden wurden die Mitglieder mit den neuen und modernen Angelgeräten vertraut gemacht und in ihre Handhabung für den praktischen Gebrauch und für den Turniersport eingewiesen.
Schon in dieser Zeit wurde für die Beangelung der sog. Heidebäche (Salmonidengewässer) der Sportausweis vom RDSF zur Pflicht gemacht. Hierzu wurde u.a. eine gewisse Fertigkeit im Umfang mit der Spinn- und Fliegenrute gefordert. Ein Ansporn für viele Mitglieder, an diesen Übungsstunden und Lehrgängen teilzunehmen. Ein Hinweis auf die in dieser Zeit von namhaften und bedeutenden Fischereiwissenschaftlern und Sportanglern gehaltenen Vorträge mit und ohne Lichtbilder, die weit über den Vereinskreis hinaus an Bedeutung gewannen, sowie das 1. größere Wurfturnier in Lüneburg erscheint mir hier angebracht. Waren es doch Veranstaltungen, die in Lüneburg das Ansehen des Vereins und das Verständnis für den Angelsport förderten.
All diese vielen Jahre eines erfolgreichen Aufbaus des Vereins und des Angelsports wurden leider durch den unglücklichen Krieg mit seinen bitteren Auswirkungen unterbrochen. Es war ein Verdienst der alten treuen Mitglieder und nicht zuletzt des erfahrenen Vereinsleiters H. Ehlers, dass diese Jahre der Not und Sorge das Vereinsleben nicht ganz zum Erliegen brachten.
nach 1945
Die in den Jahren 1945 – 1947 gewählten Vereinsleitungen hatten in dieser Besatzungszeit bei der Ausführung ihres Amtes mit vielen Schwierigkeiten und Anweisungen der Militärregierung zu kämpfen.
In dieser bewegten Zeit lag die Leitung des Vereins jeweils in den Händen der Vorsitzenden Kessler, Engel und Flügel. Bedauerliche Vorkommnisse in der Vereinsleitung gaben H. Ehlers erneut Veranlassung, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Mit seiner Wahl bekam das Vereinsleben wieder Festigkeit und Auftrieb. Der Verein wurde Mitglied des in Hamburg gegründeten Verbandes Deutscher Sportfischer und traf hier nach längerem Hin und Her seine Entscheidung für den Landessportfischerverband Niedersachsen.
Er leistete hier seine Mitarbeit am Aufbau des Verbandes und besonders des Unterbezirks II Ilmenau. Seine Hauptaufgaben waren jetzt – wie in den früheren Jahren – die Pflege und Reinhaltung der Fischgewässer, die Hege und Verbesserung des Fischbestandes und die Bekämpfung der Wildfischerei und der Fischereivergehen. Daß dem Verein hierbei auch die fischereiliche und waidgerechte Ausrichtung seiner Mitglieder am Herzen lag, sei hervorgehoben. Ebenso wurde durch gesellige Veranstaltungen, Preis- und Königsangeln, die Kameradschaft gepflegt. Neue Gewässerpachtungen – Ilmenau Stadtgebiet und Ziegeleiteiche Erbstorf – konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Besonders erfreulich und wertvoll für den Verein war der Eigentumserwerb durch den Kauf der Fischerei Ilmenau von Grünhagen bis zur Einmündung des Hasenburger Baches von Herrn A. Schröder, Lüneburg, und 2 Jahre später der Kauf der Fischerei Ilmenau bei Bienenbüttel von Eggers und Ehlbeck, Bienenbüttel. Diese Käufe wurden mit Hilfe und besonderer Opferfreudigkeit der Mitglieder ermöglicht. Die Aufnahme von Jugendlichen in den Verein und die Schaffung einer Jugendgruppe, die sich zum Guten entwickelte, wurde beschlossen. Mit diesen angeführten wesentlichen Aufbauleistungen dieser Jahre 1948 – 1959 setzte der Vereinsleiter Hinrich Ehlers sich ein Denkmal in der Geschichte des Vereins. Fast 77 Jahre alt trat er in der Hauptversammlung am 8.2.1959 von seinem mit Liebe geführten Amt zurück.
Als Ehrenvorsitzender erhielt er in dankbarer Anerkennung seiner in 20 Jahren geleisteten verdienstvollen Aufbauarbeiten die silberne Ehrennadel des VDSF, ein Geschenk des Vereins und zu seiner größten Freude die Benennung des Anglervereinsheims am Lietzberg – dessen Erbauung mit sein Werk war – nach seinem Namen „Hinrich-Ehlers-Heim“. Mit ihm verdienten sich alle seine Mitarbeiter im Vorstand anerkennende und dankbare Worte.
Als Nachfolger des ausgeschiedenen Vereinsleiters wurde Willi Anhalt zum Vereinsvorsitzenden gewählt, der nach 3-jähriger, mit Erfahrung geführter Amtszeit am 4.2.1962 von Rolf Neuring abgelöst wird. Der Rücktritt des Gesamtvorstandes unter dem Vorsitzenden Neuring machte die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung erforderlich, auf der ein neuer Vorstand mit dem Vorsitzenden Hoiczyk gewählt wurde, der am 28.10.1962 seine Amtsgeschäfte übernimmt. Der Wohnortswechsel Hoiczyks macht am 12.1.1964 in der Jahreshauptversammlung eine Neuwahl des Vorsitzenden erforderlich. Die anwesenden Mitglieder entscheiden sich hier mit Mehrheit für die Wahl von Günter Jacobi, der die Leitung des Vereins am 30.1.1966 an den neugewählten 1. Vorsitzenden Sachs abtritt. Unter der Leitung von Sachs gelingt es dem Verein, die Ilmenaustrecke Fischereigerechtsame des Mühlenbesitzers Hintze in Medingen zu pachten und die Fischerei auf der Ilmenaustrecke Hasenburger Bach bis zum Fischerhaus am Bockelsberg von dem Fischereiberechtigen Zelle in Lüneburg käuflich zu erwerben. Mit diesem wertvollen Ankauf besitzt der Verein heute ca. 22 km Eigengewässer an der Ilmenau und ca. 13 km Pachtgewässer. Für den Verein, dessen Mitgliederzahl Anfang 1967 auf 351 angestiegen ist, eine erfreuliche Entwicklung, die die Mühen und Opferbereitschaft der Mitglieder rechtfertigt. Vermerkt sei hier noch, dass die Lehrgänge für die Sportfischerprüfung mit gutem Erfolg angelaufen sind und 1967 bereits 103 Mitglieder ihre Sportfischerprüfung mit Erfolg bestanden haben.
Mit dem Rücktritt des Vorsitzenden Sachs übernahm im Mai 1967 mit Zustimmung der Versammlung H. Scheumann die kommissarische Leitung des Vereins bis zur Jahreshauptversammlung am 28.2.1968, in der er einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Sein Beruf und seine fachlichen Kenntnisse in der Wasserwirtschaft kamen dem Verein während seiner Vereinsführung zugute. Die Pachtung einer Teilstrecke (4,5 km Neetzekanal) im Mai 1969 und der Abschluß des Pachtvertrages Volgershall waren u.a. seine besonders erwähnenswerten Leistungen. Sein Rücktritt nach fast 5-jähriger Amtszeit wurde bedauert (*)
(*) Dieser Teil der Chronik entstammt der Aufstellung der 50-jährigen Vereinsgeschichte von Ferdinand Dreyer.
Das Anglervereinsheim am Lietzberg, 1997
1972-1994
Am 30.1.1972 wurde als 1. Vorsitzender des Vereins Gisbert Höffgen gewählt, der bereits 10 Jahre erfolgreich im Vorstand tätig war. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 450 Mitglieder und der Kauf des Teichgeländes in Deutsch Evern stand an.
Der Name Höffgen, er war im ersten Vorstand des Vereins vertreten und stand nach fast 50 Jahren wieder, jetzt an erster Stelle der Vorstandsliste (es sollte eine lange und erfolgreiche Vorstandsarbeit werden).
Wie bereits erwähnt wurde auf der Jahreshauptversammlung vom 30.1.1972 der Antrag des Vorstandes (Kauf des Grundstückes Riggert (10 Teiche) in Deutsch Evern) von den anwesenden Mitgliedern angenommen. Ein Jahr später lag die Eintragung in das Grundbuch vor und im September 1973 erteilte der Landkreis die Baugenehmigung für die Ausbauarbeiten. Erst im September 1974 konnte der 1. Vorsitzende G. Höffgen den Vereinsmitgliedern die Fertigstellung der Teiche bekanntgeben. Doch auch jetzt waren noch Restarbeiten am Umlaufgraben notwendig.
Das letztlich mit viel Arbeitseinsatz und Zeitaufwand entstandene Teichgelände Deutsch Evern stellt heute einen wertvollen Besitz dar, den es zu erhalten gilt.
Auch das Jahr 1973 begann mit einer wichtigen Entscheidung. Die bestehende Satzung und die Gewässerordnung mußten überarbeitet und sollten neu gedruckt werden. Höhepunkt dieses Jahres aber wurde die Ausrichtung der Feier zum 50-jährigen Bestehen des LAV. Aus diesem Anlaß wurde in Verbindung mit dem Königsball am Sonnabend, den 1. September 1973 im Lüneburger Schützenhaus ein Stiftungsfest gefeiert. Dieses Fest hatte viele Attraktionen und war gut besucht.
Ferdinand Dreyer, ein Mitbegründer des Lüneburger Angelsportvereins von 1923 verfaßte eine Aufstellung der 50-jährigen Vereinsgeschichte. Er war von 1924 bis 1933 1. Schriftführer des Vereins und von ihm wurde am 5.2.1925 das erste Protokollbuch angelegt. Durch sein umfangreiches Detailwissen und seine Verbundenheit mit dem LAV entstand ein sehr informativer Rückblick. Am Schluß seiner Ausführungen hob F. Dreyer die erfreuliche Entwicklung des Vereins hervor und erinnerte an einige Wegbegleiter und Mitstreiter:
Karl Brüggemann, der 30 Jahre als Vorsitzender und zumeist als Kassierer mit viel Begeisterung dabei war; Wilhelm Ossenkop, der als Gewässerwart über 25 Jahre unermüdlich tätig war; Ernst Meyer, der als Schriftführer über 20 Jahre (1935 bis 1956) gewirkt hatte sowie Dieter Lüchow (ein Name, der im Verein Tradition hat), der viele Jahre Vorstandsämter ausgefüllt hatte.
Im Januar 1974 konnte der Pachtvertrag „Teichanlage Ochtmissen“ mit der Stadt Lüneburg um 12 Jahre verlängert werden. Im selben Jahr wurde auch mit dem Verpächter Lachnicht eine neue Pacht seiner Ilmenaustrecke Grünhagen – Hohenbostel bis 1985 vereinbart.
Auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung teilte der 1. Vorsitzende Gisbert Höffgen am 26.3.1979 den Vorstandsmitgliedern den Kauf der Medinger Strecke (Kaufpreis 58.000,– DM) mit. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer Hintze waren sehr schwierig und fanden letztlich nur durch einige Einschränkungen für das Angeln an der Medinger Strecke einen positiven Abschluß.
Mit einem Rundschreiben wurden die Mitglieder des Vereins zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Am 8.4.1979 eröffnete G. Höffgen die Versammlung im Schützenhaus und bat unter TOP 1 die Versammlung um die Zustimmung für den bereits abgeschlossenen Kauf der Strecke Bruchtorf – Medingen. Das Einverständnis der Mehrheit und lang anhaltender Beifall machten deutlich, dass die anwesenden Mitglieder den kauf durch den geschäftsführenden Vorstand begrüßten. Im folgenden Tagesordnungspunkt 2 wurde eine Umlage (50,– DM Senioren und 25,– DM Junioren/Rentner) beschlossen, die einen Teil des bar gezahlten Kaufpreises ausgleichen sollte.
Auf der Jahreshauptversammlung am 4. März 1984 wurde durch Satzungsänderung das Eintrittsalter in die Jugendgruppe vom 12. auf das 14. Lebensjahr geändert. Auch die Einführung einer Angelsperre für nicht termingerechte Abgabe der Angelpapiere fand die Zustimmung der anwesenden Mitglieder.
Mitte der 80er Jahre konnte der Pachtvertrag für die Hellmann’schen Teiche in Ochtmissen wiederum verlängert werden. die erneute Pachtung der Ilmenaustrecke Grünhagen – Hohenbostel war jedoch aufgrund neuer Eigentumsverhältnisse nicht unmittelbar möglich und konnte trotz intensiver Bemühungen des Vorstandes nicht mehr realisiert werden. Auch der Rechtsweg brachte keine Wende zugunsten des LAV. Daher musste Der Vorstand des Lüneburger Angelsportvereins e.V. zu Beginn der Angelsaison 1988 seinen Mitgliedern leider folgendes mitteilen: Die Ilmenaustrecke Grünhagen – Hohenbostel (Lachnicht-Strecke) ist bis auf Widerruf ab 01. Januar 1988 für jegliches Angeln gesperrt. Zwei Jahre später gingen die Fischereirechte dieses Teilstückes endgültig an die Sportanglerkameradschaft.
Ende 1989 wurden die bestehenden Aaltreppen an Abts- und Ratsmühle durch neue Fischtreppen (von W. Bruns entwickelte „Fischpaß-Gerinne“) ersetzt. Die seit Jahren vom Verein geforderte Aufstiegsmöglichkeit aller Wanderfische wurde Wirklichkeit. Ein Sonderprogramm des Landes Niedersachsen, das eine Förderung von bis zu 70% zuließ und die im Haushalt der Stadt Lüneburg verfügbaren Mittel ermöglichten mit entsprechender finanzieller Beteiligung der Vereine LAV und Sportanglerkameradschaft den Einbau der beiden Fischtreppen. Der Erfolg blieb nicht aus, gut ein Jahr später konnten bereits wieder die ersten Meerforellen in der oberen Ilmenau gefangen werden.
Seit dem Bestehen des Vereins wurde viel Zeit und Geld für die Reinhaltung der Gewässer sowie für die Hege und Pflege des Fischbestandes aufgewendet. Durch Änderungen der Natur- und Tierschutzgesetze spielt die Ökologie an den Bächen und Flüssen eine immer größere Rolle. Die Vereine sind gehalten, die biologische Vielfalt und den natürlichen Zustand des Lebensraumes Gewässer zielgerichtet nach ökologisch begründeten Erkenntnissen entweder zu erhalten oder wieder herzustellen.
Um dieses zentrale Anliegen in Zukunft besser umsetzen zu können, wurde auf der Jahreshauptversammlung am 4.3.1990 eine „Natur- und Umweltschutzgruppe“ gegründet. Die neue Arbeitsgruppe soll in erster Linie durch Anpflanzungen und andere Maßnahmen verbesserte Lebensbedingungen für Vögel und Amphibien schaffen. Negative Eingriffe wie das Begradigen von Zulaufbächen, speziell an der Ilmenau, gelte es zu verhindern bzw. rückgängig zu machen. Auch der praktische Umweltschutz sollte nicht zu kurz kommen. Auf Initiative der Natur- und Umweltschutzgruppe fand am Sonntag, den 2. Juni 1991 der erste Umwelttag des LAV am Elbe-Seitenkanal in Scharnebeck statt. Am Ende der Aktion türmten sich 26 Müllsäcke mit Papier, Glas, Kunststoff und Blechdosen zu einem beachtlichen Berg.
Mit der Pachtung des Melbecker Baches 1991 wurde ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit der von Christina Glanz geleiteten Arbeitsgruppe gesetzt. Anfangs war der Bach auf einer Länge von vier Kilometern fast biologisch tot, ein Erbe der Embsener Chemiewerke. Nach der Schließung der Werke und der von Land, Landkreis und einem Sponsor angebrachten Sohlgleiten verbesserten sich die Wasserqualität und der biologische Zustand des Melbecker Baches erkennbar. Durch regelmäßige biologische und chemische Gewässeruntersuchungen, von der Natur- und Umweltschutzgruppe durchgeführt, konnten diese Verbesserungen nachgewiesen werden. Eine Zunahme des Nährtieraufkommens gab Hoffnung für eine erfolgreiche Wiedereinbürgerung von Meerforellen und auch Lachsen. So wurden in der Folgezeit verstärkt Meerforellen- und Lachsbrütlinge im Melbecker Bach eingesetzt und ihr Wachstum durch Elektrofischerei in geeigneten Abständen kontrolliert. Gleichzeitig erfolgte durch die Arbeitsgruppe eine Bestandsaufnahme aller Fische sowie die Umsetzung großer Laich- und Bruträuber in die Ilmenau.
Die Bemühungen des Vorstandes, vorhandene Angelmöglichkeiten für die Mitglieder zu erhalten und neue zu schaffen, wurden 1993 belohnt. Zunächst gelang der Kauf der Angelrechte von Peter Dittmer. Kurz danach konnten die ehemaligen Sewig’schen Teiche in Bienenbüttel für den LAV als künftige Vereinsgewässer gekauft werden. An der Umgestaltung und Herrichtung dieses Teichgeländes war Wilhelm Quentin mit vielen ehrenamtlichen Helfern maßgeblich beteiligt.
Daß der Verein mit der Ilmenau den fischreichsten Nebenfluß in Niedersachsen hat, ergab eine Bestandsaufnahme des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie 1994. Diese Studie belegte eindrucksvoll wie wertvoll dieses Gewässer für unseren Verein ist und daß die bisher geleistete Arbeit an Hege und Pflege sich positiv auswirkt. Insgesamt wurden 44 verschiedene Arten Süßwasserfische in der Ilmenau vorgefunden.
Ein tragischer Unfall unterbrach jäh die langjährige und verdienstvolle Arbeit des 1. Vorsitzenden. Am 13.11.1994 verunglückte Gisbert Höffgen mit dem Fahrrad so unglücklich, dass er seine Aufgaben im Verein nicht mehr wahrnehmen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war G. Höffgen bereits 22 Jahre 1. Vorsitzender des Vereins (eigentlich sollten es 30 Jahre werden, wie er immer sagte), darüber hinaus von 1966 bis 1972 1. Schriftwart und davor seit 1963 Sportwart.
Sein Geschäft An der Brausebrücke und ab 1989 Am Werder war als Geschäftsstelle des LAV für viele Vereinsmitglieder ein wichtiger Treffpunkt. Nicht nur die Verlängerung der Angelpapiere, die Ausgabe von Gastscheinen, sondern auch die Klärung anderer Probleme rund um das Angeln waren in der Geschäftsstelle möglich, da G. Höffgen fast immer persönlich anwesend und ansprechbar war.
Im Dezember übernahm Rolf Muhme, seit 1991 1. Schriftführer, kommissarisch die Aufgaben des 1. Vorsitzenden. Damit verbunden war auch ein vorübergehender Wechsel der Geschäftsstelle in die Hindenburgstraße. Da Ende 1995 G. Höffgen weiterhin schwer erkrankt war und es vorherzusehen war, dass er seine Amtsgeschäfte nicht wieder aufnehmen konnte, wurde in dem neuen Anbau der Fahrschule Siemens-Muhme in der Hindenburgstraße ab 1.1.1996 eine ständige Geschäftsstelle eingerichtet. dieser Raum wurde vom LAV angemietet, wie auch schon seit 1993 eine Garage für die Vereinsgerätschaften.
1995-1998
Auch für das Jahr 1995 übernahm R. Muhme mit Einverständnis der Jahreshauptversammlung die kommissarische Leitung des Vereins, da G. Höffgen den Posten aus gesundheitlichen Gründen weiterhin nicht wahrnehmen konnte.
Anläßlich des Europäischen Naturschutzjahres 1995 wurde vom Verein die Natur- und Umweltschutzarbeit am Beispiel der Ilmenau in Melbeck vorgestellt. An zwei Tagen fanden verschiedene Aktivitäten, die vom LAV geplant und durchgeführt wurden, statt.
1. Tag (Samstag, 28. Oktober)
Müllsammelaktion an der Ilmenau und am Melbecker Bach unterstützt vom Technischen Hilfs-
werk Lüneburg, die vom Boot aus die Ilmenau absuchten.
2. Tag (Sonntag, 29.Oktober)
An diesem Tag wurden an einigen Informationsständen die verschiedenen Arbeiten im Rahmen
des Natur- und Umweltschutzes vorgestellt, wie z.B.
- Eine Fotoausstellung heimischer Fischarten
- Nisthilfen, die von der Jugendgruppe hergestellt wurden
- Chemische und biologische Gewässeruntersuchungen
- Ein Rätsel über Natur und Fische, theoretische und praktische Vorführung des
Elektrofischens
Diese zwei Aktionstage waren sehr erfolgreich und fanden auch in der Presse ein positives Echo.
Anfang 1996 hatte der Verein 890 Mitglieder, fast doppelt so viele wie im Jahr 1973. Insgesamt 48 Jugendliche befanden sich zu diesem Zeitpunkt im LAV. Bei dieser beachtlichen Größe des Vereins und der leider immer noch andauernden schweren Erkrankung von Gisbert Höffgen musste auf der Jahreshauptversammlung 1995 ein neuer, handlungsfähiger geschäftsführender Vorstand gewählt werden. So vollzog sich am 10. März 1996 ein Wechsel an der Spitze des Vereins. Rolf Muhme wurde zum 1. Vorsitzenden, Jörg Wiek zum 1. Schriftwart und Dirk Lüchow weiterhin als 1. Kassenwart gewählt.
G. Höffgen, der über 30 Jahre im Vorstand aktiv war und in dieser langen Zeit entscheidend den Verein geprägt hatte, wurde in Abwesenheit zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die unter seiner Verantwortung 1993 erworbenen Teiche in Bienenbüttel sollten in Anbetracht seiner besonderen Leistungen und seines Engagements für den Lüneburger Angelsportverein in „Höffgen-Teichanlage Bienenbüttel“ umbenannt werden. Die Freigabe dieses neuen Gewässers erfolgte am 7. Juli 1996, und kurz danach, am 20 Juli, verstarb Gisbert Höffgen.
Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit der Stadt Lüneburg gelang es dem Vorstand, einen Pachtvertrag für die Hellmann’schen Teiche in Ochtmissen bis zum Jahr 2008 abzuschließen. Der Hartnäckigkeit des 1. Vorsitzenden R. Muhme ist es zu verdanken, daß die über 50 Jahre bestehende Pachtung im Jubiläumsjahr des Vereins verlängert werden konnte.
Erste Vorsitzende des LAV
Die chronlogische Reihenfolge unserer ersten Vorsitzenden:
Willi Riekhoff | 1923 | – | 1925 |
Walter Mink | 1925 | – | 1932 |
Karl Brüggemann | 1932 | – | 1935 |
Ferdinand Dreyer (kommissarische Leitung) | – | 1935 | |
Wilhelm Schulz | 1935 | – | 1936 |
Hinrich Ehlers | 1936 | – | 1944 |
Erich Kessler | 1944 | – | 1945 |
Heinz Flügel | 1945 | – | 1947 |
Hinrich Ehlers | 1947 | – | 1959 |
Wilhelm Anhalt | 1959 | – | 1962 |
Rolf Neuring | – | 1962 | |
Fritz Hoiczyk | 1962 | – | 1964 |
Günter Jacobi | 1964 | – | 1966 |
Erich Sachs | 1966 | – | 1968 |
Hans Scheumann (kommissarische Leitung) | – | 1968 | |
Hans Scheumann | 1968 | – | 1972 |
Gisbert Höffgen | 1972 | – | 1994 |
Rolf Muhme (kommissarische Leitung) | 1994 | – | 1996 |
Rolf Muhme | 1996 | – | 2000 |
Gerhard Krug (kommissarische Leitung) | – | 2001 | |
Gerhard Krug | 2001 | – | 2022 |
Stefan Minks (kommissarische Leitung) | – | 2022 | |
Nils Dickoff | 2023 | – | heute |